Der Königstein bei Westerhausen

Der Königstein mit seine Felsen aus südlicher Sicht (vom Dorf aus gesehen) im Herbst.
Der Königstein mit seine Felsen aus südlicher Sicht (vom Dorf aus gesehen) im Herbst.

 

Der Königstein, einstmals Kenstein und heute oft Kamelfelsen genannt. liegt im Norden des Dorfes Westerhausen. Er ist 190 m hoch, rund 130 Mio Jahre alt und ist eine Schichtrippe im Sand, die bei der Bildung des Harzes aufrecht gestellt wurde. Er ist inzwischen zu meinem Leidwesen stark bewaldet und kaum noch sichtbar. In der Senke hinter ihm befand sich bis etwa 1720 ein über 100 ha großer See. Am Felsen wurden einst Sandsteine für Bauzwecke abgebaut (ganz im Sinne der Kirche!). Der ganze Berg ist im Eigentum der westerhäuser Kirche, da er einst ein sehr wichtiges Sonnenheiligtum war.

Die Kirche wurde einst als Archidiakonat eingerichtet. Der Archiakon war der direkte Stellvertreter des Bischofs (von Halberstadt in diesem Falle). Sicher war das notwendig wegen dieses Sonnenheiligtums.

Durch seine markante Form und die freie Lage direkt vor der nördlichen Harzkante bietet sich hier seid tausenden von Jahren ein exzellenter Sonnenbeobachtungspunkt an. Er hat folgende Merkmale:

Ausrichtung:   parallel zur Harzkante

Hier sind die wichtigsten Sichtachsen zum Sonnenlauf:

Tag und Nachtgleiche:    Sonnenaufgang über dem Lehofberg bei Quedlinburg

                                    Sonnenuntergang über dem Brocken

Sommersonnenwende:  Sonnenaufgang über den Markberg am Hakel

                                    Sonnenuntergang im großen Sonnental am Hoppelberg

Wintersonnenwende:     Sonnenaufgang bei d. Gegensteinen (Ballenstedt) bzw. dem Eselstall                                      Sonnenuntergang über dem Heiligen Land

 

      Neues Bildervideo zu unserem

       Königstein bei Westerhausen        Bitte zum Video den Text anklicken     (Stand Sept. 2020)

Einzelne Bilder sind hier noch einmal anzusehen:

 

Heute bin ich sogar der Meinung, dass man hier möglicherweise bei der Formgebung nachgeholfen hat. Erinnern nicht die beiden in einer Reihe liegenden Felsgruppen an zwei Tiere? Wir sagen heute Kamel, aber es könnten auch pferdeähnliche Tiere sein.

Etwa vor 100 Jahren fand ein Bauer in Dänemark einen aus Gold gefertigten, symbolischen Sonnenwagen. In der Edda wird dieser Wagen sogar von zwei Pferden gezogen. So könnten die Felsen mit der heute fehlenden Felsengruppe auch ein Nachbildung des Sonnenwagens sein. Einst war es das schnellste Fortbewegungsmittel, ein Wagen mit einem , besser zwei Pferden, mit dem die Sonne über den Himmel reiste!

Das wäre eine verständliche Erklärung für die über 30 aus dem Felsen herausgeschlagenen Steinscheiben - neue Räder für den Sonnenwagen!

Um 1720 wurden offensichtlich die gleichen Felsen genutzt, um hier ebenfalls Steinscheiben zu schlagen, aber offenbar als Mühlsteine, eventuell für Kollergangmühlen. Zumindest existiert mehrere Hinweise dazu in alten Protokoll- bzw. Kassenbüchern hier im Orte.

Die dritte Klippe wurde bei der Christianisierung zerstört und zum Bau der Kirche genutzt, die in etwa 1000 m Entfernung in der damaligen Siedlung gebaut wurde. Es war eine Missionskirche mit dem Heiligen Stephanus, der ja auch eine spezielle Beziehung zu Steinen hatte (Er wurde gesteinigt).

 

Auf der dritten, jetzt fehlenden Klippe befand sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der damals so wichtige  Sonnenbeobachtungspunkt, das lassen spezielle Richtungslinien über die Kirche hin bis zum Glockenstein bei Thale, einem ebenfalls heute unterschätzen Sonneheiligtum, und die Sichtachsen vermuten. Seit der Christianisierung ist der gesamte Berg des Königsteins im Kircheneigentum. Nach der Zerstörung
wurden allerdings neue Sonnenbeobachtungspunkte, etwas archaisch, in den Rücken der ersten Klippe geschlagen, aber auch sie erfüllen noch heute Ihren Zweck. Ich vermute, das diese neuen Sitzen von den "Altgläubigen", den unverbesserlichen, dort angebracht wurden, zum großen Ärger der Kirche.

 

gefunden von einem Bauern um 1904 in Dänemark, Nachbau, (Foto Internet)
gefunden von einem Bauern um 1904 in Dänemark, Nachbau, (Foto Internet)